„Die Debatte beginnt mit dem Erklingen des Glöckchens“, verkündete die Stimme des Juryvorsitzenden. Ich warf einen Blick auf meine Begleiter, die mir ein zuversichtliches Lächeln zuwarfen. Es war der Tag, der viel zu schnell gekommen war; der Tag, mit dem ich innerlich erst viel später gerechnet hatte. Vor 6 Wochen hatten sich Anna Brandt, Lucas Wiedemann (beide 9/10B) und ich (9/10C) im Regionalfinale von Jugend debattiert für den Landeswettbewerb qualifiziert. Nach einem dreitätigen Rhetorikseminar waren wir zwar bereit für den großen Tag, doch trotzdem ging alles viel zu schnell.
Auch am Wettbewerbstag, dem noch in den Ferien liegenden 24. April. Das erste Debattenthema hatte mir eigentlichen die größten Sorgen bereitet: „Soll die Mecklenburger Südbahn von Hagenow nach Neustrelitz erhalten bleiben?“ Doch die vielen Vorbereitungen hatten sich gelohnt. Anna und ich, beide noch in der Altersstufe 1, debattierten erfolgreich für den Erhalt.
Lucas musste sich in der Zwischenzeit als Altersstufen-2-Debattant gegen die Absenkung der 5%-Hürde auf 3% bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern aussprechen.
Mit dem konstruktiven Feedback der erfahrenen Juroren ging es dann für uns in die zweite Runde. Die Frage lautete diesmal: „Soll bei Nichtgefallen eine Änderung des eingetragenen Vornamens auch ohne Angabe eines ‚wichtigen Grundes‘ erlaubt sein?“ Jetzt argumentierten wir beide gegen die Maßnahme, während sich Lucas für die Verankerung der Akzeptanz sexueller Vielfalt im Bildungsplan Mecklenburg-Vorpommerns aussprach.
Zur endgültigen Punktevergabe brauchte die Jury nicht lange. So versammelten wir uns im Plenarsaal des Schweriner Schlosses. Für alle 16 Teilnehmer war es ein Bangen und Hoffen. Letztendlich schafften es Lucas und ich jedoch beide ins Finale.
In den nächsten anderthalb Stunden blieb kaum Zeit für Aufregung. Die Maßnahmen für die Finaldebatten mussten erarbeitet werden, Statements gegeben, Fotos geschossen und Mikros getestet. Das Gefühl, bestmögliche Vorbereitung gehabt zu haben, trog nicht. Beide argumentierten wir auf den Positionen Pro-1, womit wir als jeweils erste Redner unsere Meinung kund taten. „Sollen in Mecklenburg-Vorpommern Computerspiele als Lernmittel in der Schule zugelassen werden?“ lautete mein Debattenthema. In der Sekundarstufe 2 debattierte man die Frage, ob „in M-V die Onshore-Ölfeldentwicklung weiter vorangetrieben werden solle.“
Wieder ein Hoffen und Bangen, doch es hatte sich gelohnt: die bestmögliche Platzierung für uns beide! Gleich doppelt wird unsere Schule also beim fünftägigen Rhetorikseminar auf der Burg Rothenfels vertreten sein, bevor es im Juni beim Bundeswettbewerb in Berlin wieder heißt: „Die Debatte beginnt mit dem Erklingen des Glöckchens!“
Linn Kreutschmann